Plattformmodelle im Handel
Plattformökonomie, also internetbasierte Geschäftsmodelle, bei der Unternehmen und deren Kunden auf einem digitalen Marktplatz zusammengebracht werden, hat sich bei uns in Deutschland nur schleichend durchgesetzt.
Allerdings geht der Trend steil nach oben: mittlerweile werden 9 -11 Prozent des Weltsozialprodukts über Online Plattformen erwirtschaftet.
In Deutschland wollen jetzt neben Zalando oder Otto auch kleinere Unternehmen wie etwa Douglas oder Engelhorn den Online Marktplatz für sich nutzen. Wobei dies mehr aus der Not als aus innovativen Beweggründen heraus geschieht. Kleinere Unternehmen stehen immer mehr unter dem Druck mit eigenen Plattformen auf dem Markt vertreten zu sein.
Den Ansprüchen Ihrer Kunden müssen aber auch die großen Unternehmen wie Zalando gerecht werden. Kundenansprüche sind mit zunehmender Digitalisierung gestiegen. Die Masse verlangt nicht nur nach einer guten Zusammenstellung bestimmter Artikel, sondern auch nach einer immensen Auswahl.
Allerdings ist das alles nicht so perfekt wie es sich im ersten Moment anhört. Selbst wenn man ein etabliertes, großes Unternehmen mit viel Kapital und großem Kundenstamm ist die eigene Plattform noch lange keine Garantie für ein rundum gelingendes Geschäftsmodell.
Es wird wohl nicht ausreichen es Amazon gleich zu tun indem man ein möglichst komfortables, zügiges und simples Einkaufserlebnis bietet, denn all das, und das weiß mittlerweile jeder, findet man eben ja schon bei Amazon. Viel wichtiger wird es wohl sein, die eigene Marke dem Zeitgeist anzupassen und aufzupolieren. So wie es beispielsweise Otto mit ihrer Tochter Firma About You getan hat. Hier hat man gekonnt Infuencermarketing betrieben, setzt auf Nachhaltigkeit und betreibt dieses moderne Lebensgefühl auch offline indem man sogar ein eigenes Festival ausrichtet. Ein anderes Beispiel für das mögliche Gelingen einer Plattformetablierung ist wohl Douglas: Hier will man On- und Offlineangebote stärker miteinander verknüpfen.
Aller guten Ideen zum Trotz besteht aber immer doch das Phänomen des „Lock-in-Effekts“: hat sich ein Kunde einmal durch Anmelde -Prozess eines Anbieters gequält und sich an deren Handhabe gewöhnt, so bleibt er oft bei diesem Anbieter und das unabhängig vom Preis. Der Mensch ist ja bekanntermaßen ein Gewohnheitstier. Amazon ist hierfür das perfekte Beispiel: Deren Kunden sind irgendwann so tief im „Amazon – Kosmos“ mit all seinen Bequemlichkeiten, wie etwa Amazon Prime, das sie die vorgegebene Einkaufsmöglichkeiten als eigene Verhaltensmuster verinnerlicht haben.
Auch „conversational commerce“ ist eine nicht zu unterschätzende Hürde für Plattform Neueinsteiger. So ermöglichen Alexa und Siri dem Kunden hierbei über Sprachassistenz zu bestellen sowie Instagram dem Kunden gleich mehrere Shoppingfunktionen bereitstellt. Viele Kunden haben sich an diese Echtzeit Kommunikation bereits heute gewöhnt, kleinere Unternehmen hingegen sind von dieser Art des Handels noch weit entfernt.
Um eine Plattform, aller guten Marketingstrategien zum Trotz gewinnbringend zu erstellen, müssen Service und Technik passen. Will man neue Produkte integrieren darf eine solide und leistungsfähige Infrastruktur, sowohl logistisch als auch technologisch, nicht fehlen. In jedem Fall aber, stellt sich der Erfolg aller Maßnahmen die mit dem Plattformaufbau einhergehen erst nach und nach ein. Da heißt es nach wie vor Geduld haben!