Digitalisierung ist Arbeit und kein Freizeitvergnügen
Entgegen der ständig suggerierten Meinung wird die Digitalisierung nicht einen Dauerurlaub oder ständigen Spaß bei der Arbeit mit sich bringen. Konflikte des Arbeitsalltags werden sich nicht in Luft auflösen und überhaupt kann die Digitalisierung nicht die Patentlösung aller zwischenmenschlicher Probleme sein.
Ab jetzt wird alles cool und easy. So könnte man denken, wenn man sich heutzutage auf den gängigen stimmungsbildenden sozialen Netzwerken umschaut. Firmen scheinen mit aller Gewalt um neue Mitarbeiter mit sich ständig übertreffender Lässigkeit zu buhlen. Der Eine bietet endlose Agilität, der nächste Pizza.
Influencer geben hierbei, so scheint es, immer mehr den Ton an. Sie schreiben die schönen neuen Jobbeschreibungen, einschlägige Blogs und schalten und walten sämtliche Social Media Netzwerke.
Doch wieviel Wahrheit oder gar echter Inhalt stecken hinter all den schönen Bildern, den Hashtags hier, den Hashtags da und all dem lässigen Geschreibsel? Tatsächlich ist all das schöne neue digitale Welt, Arbeit gleich Urlaub Gerede nichts anders als versteckte Werbung. Influencer sind grundsätzlich geschickt darin eine Sache, für die man früher vielleicht einen Werbespot oder eine kleine Anzeige geschaltet hätte, gleich als ganz neues Lebensgefühl, gar als neue Religion zu verkaufen. Doch dahinter nichts als eben der Schein, der Anschein einer Utopie, wie sie es nicht geben kann. Denn selbst in unserer schönen neuen digitalen Welt heißt es: von nichts kommt nichts… .
Digitalisierung ist kein In -Thema, welches man in kurzen Statements abhandeln könnte. Digitalisierung ist ein hoch komplexes Thema und bedeutet erst mal Veränderung. Weitreichende, über alle Ebenen eines Unternehmens hinaus. Strukturen müssen analysiert und überdacht werden, Konzepte und Prozesse müssen der digitalen Transformation angepasst werden, Geschäftsmodelle müssen sich in Zukunft nach ganz anderen Standards, die die Digitalisierung mit sich bringt richten. Passende Software-Lösungen müssen gefunden und eingebunden werden.
Ganze Abteilungen müssen umstrukturiert oder sogar erst geschaffen werden. Mitarbeiter müssen geschult, Fachkräfte eingestellt und etabliert werden. Das alles dauert zum einen seine Zeit, zum anderen heißt es, das viel getan, also eben auch gearbeitet werden muss.
Die Vorstellung vom doppeltem Verdienst bei halber Arbeitsleistung ist vollkommen utopisch. Wer solche Erwartungen hat wird enttäuscht werden und wer solche Erwartungen schürt auch, zudem hat er vermutlich keine Ahnung.
Fachleute, Menschen mit den für die digitale Transformation dringend benötigten Skills und Kompetenzen wissen das bereits und können solchen easy- going Versprechen nicht ernst nehmen und interpretieren ein solches Gerede logischerweise als Inkompetenz. So gesehen tut sich kein Unternehmen einen Gefallen damit offene Arbeitsstellen so zu umschreiben als wäre die zu besetzende Stelle mit einem Urlaub zu vergleichen. Denn die umworbenen Fachleute wissen nur zu genau, welche Herausforderungen dieser Wandel mit sich bringt. Auch die bestehenden Mitarbeiter bekommen die Anpassungsschwierigkeiten zu spüren. Sie arbeiten nach wie vor, es hat sich weder etwas an der Arbeitszeit noch an der Menge reduziert. Wen wundert es, wenn diese Arbeitskräfte sich irgendwann nicht mehr ernst genommen fühlen? Auch das kann nicht gut für das allgemeine Arbeitsklima sein.
Im Großen und Ganzen bleibt zu sagen, das Digitalisierung ein unumgängliches Thema mit dem sich jedes Unternehmen auseinandersetzen muss. Digitalisierung bedeutet viel harte Arbeit die getan werden muss. Dabei bleibt man am besten bei der Wahrheit und nennt die Dinge beim Namen. Arbeit als solche betitelt und auch wertschätzt. Natürlich sollte man Arbeitsorganisatorische und Software Trends immer im Auge haben und versuchen das zu etablieren was dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern dienlich ist, aber man sollte dabei stets realistisch und vor allem ehrlich bleiben.