Digitale Transformation in Deutschland: Zwischen Stagnation und Herausforderungen - Ein Blick auf die aktuelle Lage und Zukunfts
Deutsche Firmen verlangsamen ihre Digitalisierung. Ein Rückgang im Digitalisierungsindex zeigt geringeres Tempo und Herausforderungen in der Krise.
Nach dem anfänglichen Schub zu Beginn der Pandemie zeigt der neue Digitalisierungsindex des Instituts der deutschen Wirtschaft, dass der Schwung der Digitalisierung in deutschen Unternehmen wieder erlahmt ist. Der Index stieg zu Beginn des Jahrzehnts von 100 auf 111 Indexpunkte, fiel jedoch im vergangenen Jahr wieder auf 109 Punkte zurück.
Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf den scharfen Einbruch in der Kategorie "Digitale Produkte" und den Rückgang bei den digitalen Geschäftsmodellen zurückzuführen. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage konzentrieren sich Unternehmen auf ihre Kernprodukte und wagen kaum Experimente. Die Kölner Forscher schlussfolgern, dass eine stärkere Digitalisierung in der gegenwärtigen Krisensituation für viele Unternehmen kein unmittelbares Instrument darstellt, um die Krise zu bewältigen oder kurzfristige negative Auswirkungen abzufedern, wie es während der Corona-Pandemie der Fall war.
Auch im Bereich "Humankapital" ging es steil nach unten, da Unternehmen nur schwer Fachleute mit digitalen Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt finden. Die steigende Knappheit an Fachkräften, ausbleibende externe Innovationsimpulse und ein geringeres Tempo beim Ausbau der technischen Infrastruktur wirken derzeit eher bremsend als beflügelnd, kommentieren die IW-Forscher die Ergebnisse.
Einzig die interne digitale Qualifizierung verzeichnet einen nennenswerten Anstieg, da Unternehmen als Reaktion auf den Fachkräftemangel stärker in die digitale Weiterbildung investieren als in den Jahren zuvor.
Unternehmen scheinen sich trotz der internationalen Bedeutung digitaler Geschäftsmodelle und Produkte mit der erreichten Digitalisierung der Prozesse zufrieden zu geben. Dies hat Konsequenzen, denn im neuen "World Digital Competitiveness Ranking" ist Deutschland im vergangenen Jahr um weitere vier Plätze auf Rang 23 von 64 untersuchten Ländern abgerutscht.
Vorreiter verzeichnen kaum noch Zuwächse
Ein genauer Blick zeigt, dass große Unternehmen, die IKT-Branche sowie die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg erneut als Digitalisierungsvorreiter hervorgehen. Allerdings konnten die Vorreiter im vergangenen Jahr kaum noch Zuwächse verzeichnen, und die Größenklassen, Branchen und Regionen rücken enger zusammen.
Auf Branchenebene nahm der Durchschnitt von 107,6 Indexpunkten im Jahr 2022 auf 105,1 Punkte im Jahr 2023 leicht ab. Die IKT-Branche bleibt Spitzenreiter, erlebt jedoch den stärksten Rückgang aller Branchengruppen mit einem Minus von 8,7 Punkten gegenüber dem Vorjahr. Das Baugewerbe, Ver- und Entsorgung bleibt weiterhin Schlusslicht mit 67,2 Punkten, während das sonstige verarbeitende Gewerbe den stärksten Zuwachs mit einem Plus von 3,9 Punkten verzeichnet.
Auf der Ebene der Unternehmensgrößenklassen stagniert die Digitalisierung im Jahr 2023 ebenfalls. Große Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten verlieren das zweite Jahr in Folge Indexpunkte, bleiben aber die am stärksten digitalisierte Unternehmensgrößenklasse. Mittlere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten verzeichnen einen leichten Rückgang, während kleine Unternehmen mit 1 bis 49 Beschäftigten nahezu konstant bleiben.
Die Regionen zeigen unterschiedliche Entwicklungen. Der Norden verzeichnet einen leichten Zuwachs, während der Osten einen deutlichen Rückgang erlebt. Die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg bleiben stark überdurchschnittlich, wobei Bayern leichte Verluste hinnehmen muss. Die Bundeslandgruppe West fällt auf den dritten Platz zurück, nachdem sie 6,2 Indexpunkte verloren hat.